Jeder Mensch entwickelt sich weiter, aber leider entwickeln sich Partner oft auseinander. Gibt es keine andere Möglichkeit als die Scheidung, ist es ratsam die Folgen einvernehmlich zu klären. Wie Ihnen dabei die Mediation helfen kann zeigt, ein Ausschnitt aus einem Interview mit der Plattform „anwaltfinden.at“:
anwaltfinden.at: Wenn Sie die Arbeit als Mediatorin bzw. die Mediation selbst kurz beschreiben würden, wie wäre Ihre Antwort?
Der Mediator ist ein neutraler Vermittler, der das Gespräch leitet, moderiert, Fragen stellt, zusammenfasst und anschließend Bedürfnisse, Interessen und Lösungsoptionen formuliert. Der Mediator ist allparteilich, das heißt jeder Partei gleich zugewandt. Wichtig ist, dass Gesprächsregeln bestehen, dass jeder gleichwertig zu Wort kommt und sich jeder gleichwertig behandelt fühlt. Kommen Klienten nach einer gescheiterten Mediation zu mir, ist der Grund, den ich am öftesten zu hören bekomme, dass der eine Partner das Gefühl hatte, der Mediator hilft nur zum anderen. Darin liegt die Schwierigkeit – allparteilich zu sein.
Es gibt aber nicht nur die Mediation als außergerichtliche Konfliktlösung, sondern es gibt auch – und das weiß fast kein Mensch – ein Verfahren, das sich „collaborative law“ nennt. Es ist so ähnlich wie eine Mediation, nur hat hier jede Partei ihren Anwalt (mit einer Spezialausbildung). Der Unterschied ist, der Mediator ist immer neutral, also allparteilich und jedem gleich zugewandt. Der collaborative lawyer ist immer Anwalt seines Mandanten. Es ist eine Konferenz zu viert, nur haben Sie ihren Anwalt immer mit. Der Vorteil ist, dass der Anwalt stets alles gehört hat und Sie infolgedessen rechtsberaten kann – das darf der Mediator nicht!
Spricht man somit von einem kooperativen Verfahren, wäre entweder die Mediation oder die CL-Methode zu erwähnen. In Bezug auf einer Scheidung kann beides sehr hilfreich sein!
anwaltfinden.at: Wie kann nun eine Mediation in Bezug zur Scheidung hilfreich sein?
Gerade in solchen Dingen hilft die Mediation. Mit einem Mediator haben Sie jemanden, der Ihnen in dieser vorgegebenen Struktur weiterhilft. Wenn jemand zu Hause streitet, streitet man immer um das gleiche und es bringt Sie nicht weiter. Wesentlich ist, dass eine Mediation zukunftsgerichtet ist.
Das „Schmutzwäsche waschen“ vor Gericht würde somit wegfallen, weil man ganz zukunftsorientiert auf eine Lösungsmöglichkeit hinarbeitet. Der Zweite Vorteil ist die Dauer: Eine Mediationssitzung oder auch eine CL-Einheit macht man grundsätzlich im 14-Tages-Takt, das heißt das Verfahren geht relativ schnell. Ein Gerichtstermin bekommen Sie mit viel Glück im 2-Monats-Takt.
anwaltfinden.at: Wenn ich mich entscheide mit meinem Ehegatten ein einvernehmliches Scheidungsverfahren einzugehen, brauche ich dann überhaupt noch eine Mediation?
Das kommt darauf an. Wenn schon alles beredet und entschieden wurde und sie sich einig sind, dann braucht man nicht mehr großartig zu mediieren. Man muss ja auch nicht die ganze Scheidung im Rahmen einer Mediation durchführen.
Es ist oft so, dass viele sich schon über manche Dinge, wie etwa die Vermögensaufteilung, einig sind, aber bei manchen Sachen, wie beispielsweise Kontaktrechtsreglungen betreffend die gemeinsamen Kinder, noch nicht. Da ist es hilfreich, wenn man einen Mediator sucht oder sich für ein kooperatives Verfahren einigt.
anwaltfinden.at: Wann sollte auf den Rat eines Mediators/einer Mediatorin zurückgegriffen werden?
Der große Irrtum besteht darin, dass der Mediator einen Rat gibt oder eine Lösung findet. Der Mediator leitet an, er gibt keinen Rat, sondern hilft durch seine Moderation den Konfliktparteien die Lösung zu finden. Das ist ja auch der Sinn davon, dass die Ehegatten die Lösung selber finden sollen, weil das nachhaltiger ist, als dass eine Lösung irgendwer diktiert.
anwaltfinden.at: Mit welchen Kosten muss ich bei einer Mediation rechnen?
Bei einer Mediation wird grundsätzlich ein Stundensatz vereinbart. Es wird auch vereinbart, in welchen Verhältnis die Konfliktparteien zahlen. Wenn die Klienten hier eine Hilfestellung möchten, könnte man berechnen, wie viel jede Partei bezahlt. Wenn sie gleich viel verdienen, beispielsweise je zur Hälfte und sonst im Verhältnis nach Einkommen, wäre das ein Ansatz.
Es wird immer nach der Einheit abgerechnet und die Mediationssitzung dauert 90 Minuten – ich sage immer nicht zu lang und nicht zu kurz, denn eine Sitzung ist anstrengender als man glaubt, da immer sehr viel Emotionen aufkommen. Es wird nach jeder Sitzung bezahlt, und zwar deswegen, weil jede Konfliktpartei und der Mediator jederzeit das Recht hat abzubrechen. Es kommt daher darauf an, wie viele Sitzungen benötigt werden.
anwaltfinden.at: Die Mediation ist also vor allem dazu da, dass es zu einem einvernehmlichen Scheidungsverfahren kommt. Was für Vorteile habe ich denn überhaupt mit einer einvernehmlichen Scheidung?
Sie sparen sich Zeit, Geld und Nerven – wenn das Ergebnis oder das in Aussicht genommene Ergebnis passt, wenn man sich ehrlich einschätzen kann und auf denselben Nenner kommt. Wenn im Scheidungsvergleich, der eine Partner den anderen übervorteilt, dann ist es an und für sich nicht sinnvoll. Wenn es sich jedoch um einen für beide Parteien passenden Vergleich handelt, ist ein Scheidungsvergleich wirklich zu empfehlen.
anwaltfinden.at: Eine letzte Frage: Was macht Ihrer Ansicht nach, einen guten Mediator/eine gute Mediatorin aus?
Der beste Mediator ist der, der die Allparteilichkeit das ganze Verfahren lang währt. Das ist gleichzeitig aber auch das Schwierigste, denn man muss sich selber komplett ausblenden; man muss auch Präferenzen für den ein oder den anderen ausblenden und wirklich neutral reagieren.
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